Nachkriegszeit

 

 

Das Kriegsende war für Rhede furchtbar: Das geschlos­sene Dorf zu 80 Prozent zerstört, das Rhederfeld zu 20 Prozent.

 

 

Nachdem die ersten Soldaten heimgekehrt waren, fan­den sich wieder Männer zusammen, die getreu den Idealen und Grundsätzen der DJ K den Sportverein neu belebten. Angeführt wurden sie von Bernhard Brör­ing, der als ehemaliger Spitzensportler der DJK-Ems­land die Voraussetzungen dafür besaß, der Jugend durch den Sport neue Ideale zu zeigen, für die es sich lohnte, als Sportler einzutreten.

 

 

Als Hauptbeauftragter der Militärregierung nahm Brör­ing an der Gründung des Kreissportbundes teil und bekleidete mehrere Ämter. Zusammen mit Kaspar Prangen organisierte er den Spielbetrieb. Das erste Spiel nach dem Krieg wurde in Aschendorf ausgetra­gen und ging mit 4:1 verloren. Die Rheder waren noch nicht in der Lage, eine komplette Mannschaft zu stel­len, und mußten daher mit acht Spielern antreten. Für den normalen Spielbetrieb fehlte zunächst einfach al­les. Daß es dennoch Spiele gab und die dazu notwen­dige Ausrüstung - Schuhe, Fußbälle und Trikots, - ist in der Hauptsache Brörings Verdienst, der sich mit ganzer Kraft für den Sportverein einsetzte. Neben sei­ner Vorstandstätigkeit war er noch fünf Jahre lang als Spieler der 1. Mannschaft aktiv. Zum Stamm der 1. Mannschaft gehörten: Alois Kölbl, Bernd Hinrichs, Hermann Hannen, Adolf Vosse, Kaspar, Jan und Gerd Prangen, Jan Schmitz, Kaspar Rawe, Bernhard Brör­ing, Jan von der Laan, Bernhard Janzen, Heinz An­dree, Nikolaus Schlömer, Heinz Kassens und Hermann Langen.

 

 

Die älteren Rheder Fußballer erinnern sich noch dar­an, daß die „Langen Mädchen" (Fr. Wotte, Fr. Hin­richs) es waren, die aus alten Hakenkreuzfahnen Tri­kots für die Spieler nähten. Wenn es regnete, waren die Umrisse des verhaßten Zeichens manchmal noch zu erkennen. Aber andere Stoffe gab es nicht. Nikolaus Schlömer, der als Kriegsgefangener in den USA gewesen war, spielte jahrelang mit einer Hose, die den Aufdruck PW (Prisoner of War) trug. Das schmälerte jedoch nicht die Leistung von PW Schlömer.

 

Die Mannschaft, in der örtlichen Presse als „Brörings Mannen" zitiert, führte mit den übrigen im Kreisge­biet vorhandenen Vereinsmannschaften zumeist span­nende Wettspiele durch. Berühmt waren die Flanken­läufe unseres Linksaußens Bernd Janzen mit dem ab­schließenden krönenden Torschuß. Die Fahrten zu den Auswärtsspielen wurden nur mit Lastkraftwagen durchgeführt, obwohl es gesetzlich nicht gestattet war.

 

 

Zu dieser Zeit versammelte Heinz Rinne die aktiven Sportler wöchentlich in der Gemeindehalle und brachte ihnen die ersten Tanzschritte nach Musik und Takt bei. Längst hatte schon die Theatergruppe des Sportver­eins ihre ersten Aufführungen mit Erfolg hinter sich gebracht. Unter der Regie der Herren Vogler und Schreiner fanden die einzelnen Stücke immer wieder reichen Beifall beim Publikum.

 

 

Unsere 1. Mannschaft spielte bis zum Frühjahr 1949 in der damaligen I. Kreisklasse. Sie hatte sich im Emslandsport längst einen Namen gemacht. Bei der Bildung der Bezirksklasse im Jahre 1949, die sich auf die Landkreise Aschendorf-Hümmling, Meppen und Lingen erstreckte, hatte unsere Mannschaft einen Ta­bellenplatz inne, der sie dazu berechtigte, in die Be­zirksklasse aufgenommen zu werden. Spielpartner waren so bekannte Mannschaften wie Germania und Amisia Papenburg, Haselünner SV, Sparta Werlte, TuS Haren und VfL Herzlake. Am Ende der Saison beleg­te man einen hervorragenden 5. Tabellenplatz. Die neu dazugekommenden Spieler Kaspar Nintemann, Heinz Simon, Hermann Plock, Hermann Prangen, Franz-Wilhelm Schreiner und Manfred Kunze hoben durch ihren Einsatz das Spielniveau der 1. Mannschaft. Schon längst hatte der Verein eine 2. Mannschaft aufgestellt, die sich ebenfalls an den Punktspielen beteiligte.

 

 

Noch immer von dem .Ruhm der Vorkriegszeit" be­seelt, war es Albert Kampling, der im Jahre 1949 die Vorstandsarbeit übernahm und sich dafür einsetzte, die „Ehemaligen" für den Verein zurückzugewinnen. Ihm zur Seite stand Anton Mußwessels, der ebenfalls für das Erreichen dieses Zieles eintrat. Beide hatten ihren ersten Erfolg in dem Vereins-Winterfest 1949 in der Gemeindehalle, bei dem manche Ehemalige den Weg zum SuS zurückfanden. Die Aktion „Alte Herren nach vorne" wurde abgeschlossen durch die Stiftung eines Ehrenpokals, der im Vereinslokal seinen Bestimmungs­ort gefunden hat und folgende Inschrift trägt:

 

 

"Zur Erinnerung an die durch Kriegseinwirkung im April 1945 vernichteten Pokale für Fußball und Leicht­athletik von den Alten zum 30jährigen Jubiläumsfest gestiftet."

 

 

Dem Krieg, der Gefangenschaft und den bitteren Fol­gen kaum entronnen, kam August Höveken als tatkräf­tiger Förderer zum SuS. Durch seine Arbeit und Lei­stung wurde er zum Symbol für unsere Sportler. Im Sommer 1951 wählte die Generalversammlung ihn zu ihrem Vorsitzenden. Höveken führte die Vorstandsge­schäfte sachlich und nüchtern und steuerte das Ver­einsschiff sicher durch die fünfziger Jahre. Ihm zur Seite stand als Steuermann der in der Generalversammlung zum 2.Vorsitzenden gewählte Heribert Konken.

 

 

 

Schon zu Beginn seiner sportlichen Tätigkeit im Jahre 1948/49 hatte August Höveken sich einer besonderen Aufgabe verschrieben. Sein Ziel war es, eine Stadio­nanlage zu bauen, an der nichts fehlen sollte. Aufgrund seines Berufes als Tiefbauingenieur war er der Fach­mann. der sowohl für die Planung, als auch für die Überwachung der Durchführung des umfangreichen Objektes zuständig war.

 

 

Mit der Unterstützung vieler Helfer - zu nennen sind hier in erster Linie Heribert Konken und Karl Schmidt - und der Hilfe der Gemeinde Rhede in der Person des Gemeindedirektors Hermann Rüther entstand auf dem Gelände hinter der Schule eine großartige Sportplatz­anlage, die allen Anforderungen genügte. Durch hohe Eigenleistungen wurden die Herstellungskosten auf ein Minimum beschränkt.

 

 

Nach dem Spieljahr 1950/51 mußten infolge der Ein­beziehung der Grafschaft Bentheim in die Bezirksklas­se „Staffel Emsland" sechs Vereinsmannschaften in die jeweilige 1. Kreisklasse absteigen. Einer dieser Verei­ne war der SuS Rhede, obwohl die Mannschaft den 7. Tabellenplatz am Ende der Saison inne hatte. Ein wirklich harter Schlag, der aber durch eine gute Vereins- führung und eine vorbildliche Kameradschaft schnell überwunden war. Im folgenden Jahr errang Rhede be­reits wieder den Kreismeistertitel. Der Erfolg in den Aufstiegsspielen zur Bezirksklasse blieb jedoch aus, der SuS Rhede mußte weiterhin in der Kreisklasse verbleiben und belegte im darauffolgenden Jahr einen Tabellenplatz im oberen Drittel. Schon zu dieser Zeit zeichnete sich im Vergleich zu anderen Mannschaften des Kreises das stets gleichbleibende Spielniveau un­serer Mannschaft ab.

 

 

Als aktiver Fußballer in der Jugendmannschaft und als Turner konnte Heribert Konken in der Zeit der Deutschen Jugendkraft im Verein wichtige praktische Erfahrungen sammeln. Durch seine Arbeit, seinen zähen Willen und seine aufrichtige Art wurde er zu einem Vorbild. Er gewann die Sympathien der Sportler. Konken widmete sich intensiv der Vereinsjugend. Er ließ es sich nicht nehmen, als Betreuer der 1. Mannschaft bei jeder Mannschaftsaufstellung und bei jedem Spiel dabei zu sein.

 

 

Die nach dem Fortzug von August Höveken einberu­fene Generalversammlung im Jahre 1954 belohnte ihn daher lediglich mit dem, was er sich vorher durch sei­ne Arbeit verdient hatte, und zwar als 1. Vorsitzenden. Als 2. Vorsitzender wurde in dieser Versammlung Anton Mußwessels gewählt.

 

 

Von den „alten Kämpen" standen in der 1. Mannschaft nur noch Bernd Janzen, Heinz Kassens, Hermann Pran­gen, Kaspar Nintemann zur Verfügung. Bernhard Nies­mann. Theo und Hermann Läken, Bernhard und Hans Specker, Heribert Rüther, Heinz Schmidt und Hermann Kröger gaben der Mannschaft ein neues Gesicht. Die Spieler nahmen ihre Aufgaben ernst und setzten die Tradition, stets gute Spiele zu liefern, fort.

 

 

Im Juni des Jahres 1954 wurden Freundschaftsspiele gegen die um zwei Klassen höher spielenden Mann­schaften von Germania Leer und Falke Steinfeld durch­geführt; beide endeten unentschieden.

 

 

In den darauffolgenden Jahren bewährte die 1. Mann­schaft sich in der stark besetzten 1.Kreisklasse und erreichte Abschlußplazierungen im oberen Drittel der Tabelle. Bei der Austragung der DFB-Pokalspiele wurden klassenhöhere Vereine wie Amisia Papenburg, SV Dalum, SV Haselünne und Vorwärts Nordhorn besiegt.

 

 

In der Saison 1958/59 stellte der Spielbetrieb alle Er­folge der Jahre seit der Vereinsgründung in den Schat­ten: Drei Mannschaften wurden Meister ihrer Klasse.

 

 

Die 1. Mannschaft war bereits am Schluß der Hinserie Herbstmeister. Sie setzte ihre Siegesserie fort und führ­te unangefochten die Tabellenspitze weiter an. Gegen Ende der Rückserie kam jedoch der Verfolger Sigiltra Sögel näher und näher heran, und am Ende der Saison hatten beide Teams die gleiche Punktzahl. Die Begeg­nung am 3. Mai 1959 in Neubörger entschied dann unsere Mannschaft vor einer Rekordzuschauermenge von über 1.000 Anhängern in einem packenden Spiel mit 5:4 für sich. Dieser Sieg brachte dem SuS Rhede endgültig den Kreismeistertitel. In den folgenden Auf­stiegsspielen mit den Kreismeistern der übrigen Ems­landkreise, Grafschaft Bentheim (Vorwärts Nordhorn), Lingen (SV Lohne) und Meppen (SV Dalum) stand unsere Mannschaft als 1. Aufsteiger zur Bezirksklas­se, Staffel Emsland, fest.

 

 

Die 2. Herrenmannschaft mußte als Meister der 2. Kreisklasse, Staffel Aschendorf, mit dem Meister der Staffel Hümmling. SV Gehlenberg, um den Kreismei­stertitel kämpfen. Erst durch das Entscheidungsspiel am 21.6.1959 in Neulehe holte sich die Mannschaft Sieg und Titel.

 

 

Der Erfolg der B-Jugend - auch sie holte den Meistertitel in ihrer Klasse - war deshalb besonders erfreulich, weil er das Ergebnis einer langjährigen guten Ju­gendarbeit darstellte. Verantwortlich hierfür war der Jugendleiter Heinrich Thieke, der seit 1950 mit viel Geduld und Tatkraft sich für die Belange der Jugend einsetzte. Die Grundlage für einen erfolgreichen Spiel­betrieb im kommenden Jahrzehnt war geschaffen.

 

 

Als Neuling in der Bezirksklasse hatte die 1. Mann­schaft im neuen Spieljahr 1959/60 einen schweren Stand. Jeder Spieler gab jedoch sein Bestes, und das Ergebnis war am Ende der Saison ein gesicherter Tabellenplatz. Beide Herrenmannschaften verzeichneten in diesem Jahr durch Abwanderung, Krankheit und nicht zuletzt auch durch die Ableistung der Bundes­wehrdienstpflicht Spielermangel. Hierunter hatte be­sonders die 2. Mannschaft zu leiden, weil gute Spieler immer wieder in der I. Mannschaft spielen mußten. Höhepunkt des Jahres 1960 war das Stiftungsfest am 29.6.1960 mit dem Freundschaftsspiel gegen die hoch­klassige Amateuroberliga-Mannschaft des VFL Osna­brück (0:2).