NS-Zeit

 

 

Die NS-Zeit änderte zunächst wenig am Sportbetrieb in Rhede. Der Vorstand aus der Weimarer Zeit blieb -von einzelnen Ausnahmen abgesehen - bis 1937 im Amt.

 

 

Im Februar/März 1933 nahmen die Mitglieder Bern­hard Bröring und Hermann Lückmann an einem mehr­wöchigen Wehrsport-Lehrgang teil. Im Frühjahr 1933 rief der Verhand die Bezirksleiter nach Altenberg bei Köln zusammen, der Rheder Vereinsleiter war auch dabei. Adalbert Probst von der Verbandsleitung, der im Herbst 1932 die Wehrsportliche Abteilung der Deut­schen Jugendkraft (DJK) übernommen hatte, führte die Kursusteilnehmer in den Wehrsport ein. Im Dezem­ber 1933 wurde Adalbert Probst zum Reichsführer der DJK bestimmt. Ein halbes Jahr später ließ das NS-Regime ihn liquidieren. Probst wurde am 1. Juli 1934 von der Gestapo erschossen. Auf dem 4. Bundesfest der DJK vom 10. bis 13. August 1961 in Nürnberg fand am Eröffnungstag eine Gedenkstunde für Adal­bert Probst und die Blutzeugen der katholischen Ju­gend und der DJK in der NS-Zeit statt. Der für den 7. Mai 1933 geplante Frühjahrsgeländelauf - nach Bors-uni fiel den neuen Zeitverhältnissen zum Opfer.

 

 

Am 14. Mai 1933 fand in Papenburg I die letzte Füh­rertagung des Bezirks Aschendorf in Verbindung mit der Zehnjahrfeier des Bezirks statt. Laut der noch vor­liegenden Teilnehmerliste waren 42 Vertreter erschie­nen, darunter aus Rhede: Gerhard Wilgmann. Hermann Feldmann, Heinrich Schipmann, Gerhard Schnieders, Hermann Schütte-Kampling und der Vereinsleiter. Kreisleiter Rieke, Hannover, beantwortete in seinem Referat die bange Frage nach dem Fortbestehen der DJK wie folgt: „Die Reichsregierung beabsichtigt nicht, die DJK aufzulösen. Es entspricht ihrem Wil­len, daß die Jugendkraftarbeit in vollem Umfange fort­geführt wird."

 

 

Ende Juni 1933 traf die erste Unglücksbotschaft ein: Das für den 8. und 9. Juli in Meppen geplante Kreis­fest Niedersachsen, das seine besondere Prägung durch die Anwesenheit des Bischofs von Osnabrück und des Generalspräses der DJK, Msgr. Ludwig Wolker, Düs­seldorf, erhalten sollte, mußte abgesagt werden, da die SA an diesem Tage einen großen Aufmarsch im Mep­pener Stadion veranstaltete. Nach Abschluß des Kon­kordates am 20. Juli 1933 schöpften die Verantwortli­chen neue Hoffnung, denn die DJK war in der Liste der durch das Konkordat genehmigten Verbände ent­halten, wenn auch mit der Maßgabe, daß der Wettspiel-und Wettkampfbetrieb nach den Anordnungen des Reichssportkommissars in die Fachverbände des deut­schen Sports einzubauen sei.

 

 

Ende Juli 1933 erfolgte die Eingliederung der DJK in den „Reichsbund für Leibesübungen". Dieser halbier­te durch eine Willkürentscheidung den Kreis Aschen­dorf-Hümmling in zwei Hälften, Rhede wurde der Nordhälfte Ostfrieslands zugeteilt. Die ostfriesischen Sportführer, an der Spitze Fritz Aits, Leer, begegneten dem SuS kameradschaftlich. Am 20.8.1933 traf sich ein kleiner Kreis ernsländischer DJK-Führer unter der Leitung des gauvorsitzenden Vikar Lammen, Lingen, am Bahnhof Kluse. Da der Sportbetrieb immer mehr erlahmte, liefen die Beitragsgelder beim Bezirk nur stockend ein. Das für den Sommer 1933 in Aschen­dorf geplante 10. Bezirksfest konnte nicht mehr stattfinden. Infolge der Sonderaktionen der SA ging der Sport Immer mehr zurück.

 

 

Insbesondere war das Verhältnis von DJK und SA in Rhede denkbar schlecht. Unsere Sportler, die auch SA-Männer waren, hatten das Recht, für Punktspiele vom SA-Dienst befreit zu werden. Aber der Rheder SA-Führer ignorierte diese Vorschrift. Alle Beschwerden beim „Reichsbund für Leibesübungen" blieben erfolg­los.

 

 

Die Lage verschärfte sich 1934 zusehends: Die Jugend­lichen (zwischen 10 und 18 Jahren) des „Reichsbun­des für Leibesübungen", also auch die der DJK, muß­ten gleichzeitig Mitglieder der Hitlerjugend sein. Es dominierten jetzt der Wehr- und Geländesport der SA und der Sport der Hitlerjugend, die DJK-Vereine sa­hen sich mehr und mehr abgedrängt. Viele Mitglieder verließen daraufhin die Vereine. Ein Spielbetrieb wurde unmöglich, allenfalls konnten noch Freundschaftsspie­le ausgetragen werden.

 

 

Doch gelang es an einem Sonntag kurz vor Ostern 1934 zu Ehren unseres prominentesten Sportlers, stud. the­ol. Leo Wiemker, vor dessen Eintritt ins Osnabrücker Priesterseminar, noch zwei größere Spiele in Rhede aufzuziehen. Es traten die Auswahlmannschaften von Aschendorf-Nord und Hümmling-Nord an, zuerst die Aktiven, dann die „Alten Herren". Leo Wiemker ver­abschiedete sich durch einen erfolgreichen Torschuß in der Mannschaft der Aktiven.

 

 

Am 23.7.1935 erfolgte das Verbot der DJK; ihr Eigen­tum und das der DJK-Vereine wurde beschlagnahmt. In Rhede war man darauf vorbereitet. Denn eines Ta­ges rief Kassierer Gerhard Wilgmann von Aschendorf aus an: „Heute wird die Polizei unser Vereinseigen­tum beschlagnahmen". Sofort stellten wir unser Ban­ner sowie die Plaketten und Diplome sicher; die Ver­einskasse wurde beschlagnahmt. Vom gesamten Ver­einseigentum überstand nur das Banner, im Pfarrhaus aufbewahrt, das für Rhede besonders furchtbare Kriegsende. Nach dem Verbot der DJK trat der Vorsit­zende Pfarrer Hemmen (1939) von seinem Amt zu­rück. Wie sein Vorgänger Dechant Thiessen war er stets ein großer Förderer des Rheder Sportes. Weihnachten 1936 feierte unser Neupriester Leo Wiemker seine Hei­matprimiz. Spiel und Sport und Kirchenchor ehrten ihn mit einem Fackelzug und überreichten Geschen­ke. Ostern 1937 wurde der Gründer und Leiter Leh­rer Suerbaum nach Remsede (Landkreis Osnabrück) versetzt.

 

 

Das Vereinsgeschehen leitete von 1937 bis zum Kriegs­beginn folgender Vorstand: Vorsitzender: Bernhard Bröring, 2. Vorsitzender: Anton Mußwessels, Schrift­führer: Bernhard Nagel, Kassierer: Hermann Langen, Jugendwart: Bernhard Läken.

 

 

Bürgermeister Lambert Hannen zeigte sich bald nach seinem Amtsantritt als Förderer des Sportvereins. Der Sportplatz an der Zollstraße war durch den Bau der Schützenhalle zu klein geworden. Hannen sorgte für das Anlegen eines Platzes auf der Gemeindeweide. 1938/39 konnte der Platz noch benutzt werden, mußte auf Drängen der Pächter und wegen der häufigen Über­schwemmungen dann aber aufgegeben werden. Bür­germeister Hannen beabsichtigte schon lange, an der Brualer Straße ein Stadion mit zwei Spielplätzen, Aschenbahn, Schwimmbecken, Umkleideraum mit Dusche zu errichten. Auf Vorschlag einiger Sportler (A. Mußwessels, H. Lückmann, B. Bröring) stellte Bürgermeister Hannen nach Überwindung vieler Schwierigkeiten - Grundstücksaustausch, Enteignung - das Gelände hinter der Schule zur Verfügung. 1939 wurde der neue Platz mit einem Sportfest der HJ ein­geweiht. In diesem Jahre errang auch die Rheder HJ die Bannermeisterschaft.

 

 

Im Zweiten Weltkrieg, in dem Anton M ußwessels dem Rheder Sport vorstand, gab es nur noch den HJ-Sport. Nach und nach wurde das Gros der Spieler zum Mili­tär eingezogen. Viele sahen die Heimat nicht wieder.